Im Jahr 1950 glaubte man-und das ist weithin bis heute so geblieben -, die Theorie des Aktualismus müsse wahr sein, und alles, was man heute nicht beobachten kann, habe es früher auch nicht gegeben. Und man hielt ferner daran fest, alle Himmelskörper, die Erde eingeschlossen, zögen seit ewigen Zeiten gelassen ihre Bahnen durch die Leere des Raumes. In Welten im Zusammenstoß (1950) stellte ich folgende Thesen vor: »erstens, daß es in geschichtlicher Zeit Naturkatastrophen von erdweitem Ausmaß gab, zweitens, daß diese Katastrophen durch außerirdische Ursachen ausgelöst wurden, und drittens, daß diese Ursachen im einzelnen bestimmt werden können« (aus dem Vorwort). Diese Behauptungen wurden als »eines der erstaunlichsten je bekanntgewordenen Beispiele für die Zerfetzung anerkannter Vorstellungen« bezeichnet (Payne-Gapaschkin).
Die Folgerungen aus der Theorie wirkten auf fast alle Natur- und viele Geisteswissenschaften ein. Als besonders tadelhaft galt meine Aussage, Ereignisse solchen Ausmaßes habe es in historischer Zeit gegeben.
Welten im Zusammenstoß schildert zwei (die beiden letzten) Katastrophen, die 34 und 27 Jahrhunderte zurückliegen. Nicht nur die Erde, sondern auch die Venus, der Mars und der Mond stießen beinahe zusammen, als der Morgenstern nach seinem Ausbruch aus dem Riesenplaneten Jupiter auf einer langgezogenen elliptischen Bahn das Sonnensystem durcheinanderbrachte, ehe er in seine heutige Umlaufbahn einschwenkte.
Die Schilderung beruhte auf Hinweisen in den literarischen Zeugnissen der alten Völker in der ganzen Welt. Das archäologische, geologische und paläontologische Beweismaterial für die Theorie wurde in einem eigenen Band, Erde im Aufruhr (1955), zusammengefaßt.
Als Erklärung für das Zustandekommen gewisser Erscheinungen - wie beispielsweise die Venus, ein Neuankömmling, eine kreisförmige Umlaufbahn erreichen konnte oder wie die Erde über ihre Achse kippen konnte - nahm die Theorie elektrische Ladungen auf der Sonne, den Planeten und Kometen sowie ausgedehnte Magnetfelder überall im Sonnensystem an. Das erschien sogar noch anstößiger, weil die Himmelsmechanik streng auf den Vorstellungen von Gravitation, Trägheit und Lichtdruck aufgebaut war. Sie galten als die einzig wirkenden Kräfte im leeren Raum, und die Himmelskörper waren in ihrer Einwirkung aufeinander elektrisch und magnetisch neutral. Schon im Vorwort zu Welten im Zusammenstoß räumte ich ein, ich sei ein Ketzer auf Gebieten, in denen die Namen Newton und Darwin unumschränkt herrschen.
Den einzigen Versuch, eine meiner Theorien quantitativ zu widerlegen, machte 1952 D. Menzel vom Harvard-College-Observatorium [1] . Er wies nach (»wenn Velikovsky auf quantitative Diskussion Wert legt, so soll er sie haben«), daß unter gewissen Annahmen, wenn ich recht hätte, die Sonne ein Potential von 10 hoch 19 Volt haben müßte; aber er errechnete, sie könne - wenn positiv - nur eine Ladung von 1800 Volt haben; und bei negativer Ladung, so folgt aus der Gleichung, nicht mehr als ein einziges Volt.
1960-61 rechnete V. A. Bailey aus, man müsse zum Verständnis der Daten, die die Raumsonde (Pioneer V) übermittelt hat, auf der Sonne eine negative Restladung von 10 hoch 19 Volt annehmen [2] .
1953 schrieb Menzel: »Die Gesamtzahl der Elektronen, die von der Sonne entweichen, könnte eine Einzellen-Taschenlampe weniger als eine Minute brennen lassen.« [3] Meine Bekräftigung elektromagnetischer Wechselwirkung innerhalb des Sonnensystems gewann durch die Entdeckung des Sonnenwindes und von Magnetfeldern, die überall im Sonnensystem vorhanden sind, an Glaubwürdigkeit.
Meine These, die Länge des Tages habe sich in der Vergangenheit durch elektromagnetische Wechselwirkung verändert, wurde 1950-51 verworfen [4] . Im Februar 1960 berichtete A. Danjon, Direktor des Pariser Observatoriums, vor der Academie des Sciences, daß nach einer Sonneneruption der Tag plötzlich um 0,85 Millisekunden länger wurde: Danach wurde der Tag wieder alle 24 Stunden um 3,7 Mikrosekunden kürzer [5]. Er führte diese Schwankungen in der Länge des Tages auf eine mit der Eruption zusammenhängende elektromagnetische Ursache zurück. Seine Feststellung »erregte bei den Delegierten der Generalversammlung der Internationalen Union für Geodäsie und Geophysik« 1960 in Helsinki [5a] » sensationelles Aufsehen«.
V. Bargmann von der Princeton University und L. Motz von der Columbia University setzten sich für meinen Anspruch ein, als erster die Radiostrahlung vom Jupiter, das Vorhandensein einer Magnetosphäre um die Erde und die hohen Bodentemperaturen auf der Venus vorausgesagt zu haben [6] . Sie betonen auch, daß diese Entdeckungen später sehr überraschend kamen, obwohl ich in meinen Büchern, Vorträgen und Briefen immer wieder unterstrichen habe, diese physikalischen Bedingungen ergäben sich zwangsläufig aus meiner Theorie.
Diese Voraussagen wurden nicht nur beiläufig oder in verschleierter Form gemacht. Einige meiner Argumente dafür, daß der Jupiter Radiostrahlung aussendet, können meinem Briefwechsel mit A. Einstein entnommen werden. Ich könnte noch hinzufügen, daß, wenn das Sonnensystem als Ganzes nahezu neutral ist und die Planeten eine der Sonne entgegengesetzte Ladung besitzen, der Jupiter die größte Ladung unter den Planeten haben muß. Durch schnelle Rotation baut der geladene Planet eine intensive Magnetosphäre auf.
Im Schlußkapitel von Welten im Zusammenstoß (»Das Wärmegleichgewicht der Venus«) bestand ich darauf, daß die Venus »heiß ist« und »Hitze abgibt« infolge ihrer Entstehung in jüngerer Zeit und ihrer unruhigen Entwicklungsgeschichte, bis sie in ihre heutige Umlaufbahn einschwenkte. Im Jahr 1954 vermutete R. Barker, eine Eisschicht auf der Nachtseite der Venus sei der Grund für ihr aschfarbenes Licht [7]. Viel eher ist es ein sichtbares Zeichen dafür, daß sie glüht. Als man 1961 herausfand, die Temperatur der Venus liege bei circa 6oo° Kelvin, gab man zu, daß weder Radioaktivität noch ein Treibhauseffekt als Erklärung dafür ausreichten, daß die Venus so heiß ist.
Mehrere Sensoren von Mariner II konnten noch vor Erreichen der nächsten Venusnähe die Temperaturen nicht mehr übermitteln, denn, so berichtete C. W. Snyder vor dem Kongreß der American Geophysical Union am 28. Dezember 1962, »sie stießen auf Temperaturen, die über ihre Eichung hinausgingen«. [8] Am 15. Dezember 1962, einen Tag, nachdem Mariner II den Punkt der größten Annäherung überschritten hatte, »fing die Temperatur unerklärlicherweise wieder an zu fallen« [9] .
Es wäre auch interessant zu erfahren, warum bei den Messungen von Stinton und Strong aus den fünziger Jahren die Temperatur der oberen Wolkenschichten der Venus um einige Grad niedriger liegt (ca. - 40 °C auf beiden Seiten. [10] ) als bei den Messungen von Pettit und Nicholson aus den zwanziger Jahren (-33°C auf der Nachtseite, - 38°C auf der Tagseite. [11] ). Wäre es möglich, daß die Venus in diesem Maß abkühlt? Es wäre aber auch ein Hinweis darauf, daß die Venus ein noch junger Himmelskörper ist.
1950 wandten sich die Kritiker von Welten im Zusammenstoß entschieden gegen die Ansicht, die Venus sei ein junger Planet oder sie habe sich durch Eruption vom Jupiter abgespalten.
R. A. Lyttleton wies 1959-60 nach, warum die erdähnlichen Planeten, einschließlich der Venus, sich von den Riesenplaneten, vor allem vom Jupiter, abgespalten haben müssen [12] . H. H. McCrea errechnete 1960, kein Planet könne durch Zusammenballung innerhalb der Umlaufbahn des Jupiter entstanden sein [13]
In der letzten Dezemberwoche 1962 berichten R. M. Goldstein und R. L. Carpenter vor dem Kongreß der American Geophysical Union in Palo Alto, daß Radarversuche der Satellitenverfolgungsstation Goldstone zwischen dem 1. Oktober und dem 17. Dezember 1962 die früheren Hinweise bestätigt hätten, die Venus rotiere sehr langsam und retrograd. Laut Presseberichten führte dies zu folgenden Vermutungen: »Es könnte sein, daß die Venus einen anderen Ursprung hat, als die übrigen Planeten, vielleicht aus einer zweiten Sonnenexplosion oder aus einem Zusammenstoß zweier Planeten [14] .« Vergleiche dazu Welten im Zusammenstoß, Seite 330: »Die Zusammenstöße zwischen größeren Planeten . . . führten zur Entstehung der Kometen. Die Kometen überquerten dann die Bahnen anderer Planeten und stießen mit ihnen zusammen. In historischer Zeit wurde mindestens einer dieser Kometen zu einem Planeten (Venus), ein Vorgang, der große Verwüstungen auf dem Mars und der Erde hervorrief.«
Im Kapitel »Die Gashülle der Venus« meines Buchs Welten im Zusammenstoß (1950) kam ich zu dem Schluß, die Venus müsse reich an Kohlenwasserstoffen sein. Diese Theorie wurde als »überraschend« bezeichnet (H. Shapley 1946), als ich einige Jahre vor der Veröffentlichung meines Buchs das Harvard-College-Observatorium ersuchte, mit Hilfe der Spektralanalyse nach Kohlenwasserstoffen in der Atmosphäre der Venus zu suchen [15]. 1955 vertrat Fred Hoyle theoretisch die Ansicht, die Venus sei von Meeren von Öl bedeckt, und ihre Atmosphäre sei von Kohlenwasserstoffen in Tropfenform bewölkt [16]. Ich habe aber geschrieben: »Sofern die Venus zu heiß ist, um das Petroleum sich verflüssigen zu lassen, müssen diese Kohlenwasserstoffe in Gasform schweben bleiben« (Seite 324).
C. R. Longwel [17] hat 1950 meine Annahme eines außerirdischen Ursprungs für einen Teil der Ölvorkommen, besonders die am Golf von Mexiko, für Unsinn erklärt, und J. B. Patton [18] behauptete 1950, Erdöl komme in neugebildeten Ablagerungen nicht vor. Wenig später jedoch berichtete P. V. Smith (1952) [19] von der »erstaunlichen« Tatsache, das Ö1 am Golf von Mexiko trete in Quartärablagerungen auf und es müsse während der letzten 9200 ± 1000 Jahre dort abgelagert worden sein.
In der Folgezeit fand man Kohlenwasserstoffe auf Meteoriten, was H. H. Nininger [20] 1959 ebenfalls »erstaunlich« fand: »Diese sind in vielerlei Hinsicht einigen der Wachse und Petroleumprodukte ähnlich, die auf der Erde vorkommen. « Vor einigen Monaten postulierte A. T. Wilson (1962) [21] die gesamten ölvorkommen auf der Erde seien außerirdischen Ursprungs. Auf Seite 65 von Welten im Zusammenstoß habe ich das Vorhandensein von Kohlenwasserstoffen auf Meteoriten vorausgesagt. Das Experiment, in dem aus Ammoniak und Methan mit Hilfe elektrischer Entladungen Kohlenwasserstoffe mit hohem Molekulargewicht hergestellt wurden (Wilson 1960) [22], erhärtete die Ansicht, der Planet Jupiter (reich an Ammoniak und Methan) sei der Ursprung der Kohlenwasserstoffe auf der Venus, auf Meteoriten und einiger Vorkommen auf der Erde (Welten im Zusammenstoß, »Die Gashülle der Venus«).
Schon zu einem frühen Zeitpunkt habe ich argumentiert, die Atmosphäre des Mars sei reich an Argon und Neon und möglicherweise Stickstoff (Vortrag aus dem Jahr 1945 »Neon und Argon in der Atmosphäre des Mars«; die Bitten um experimentelle Untersuchungen wurden 1946 an das HarvardCollege-Observatorium und an das Mount Wilson-Observatorium gerichtet). Die Behauptung wurde in Welten im Zusammenstoß (»Die Lufthülle des Mars«) wiederholt. Einige Jahre später kam Harrison Brown auf theoretischem Wege und unabhängig von mir zum gleichen Schluß bezüglich des Argon: »Beim Mars könnte es sehr wohl sein, daß Argon der wesentliche Bestandteil seiner Atmosphäre ist.« [23] Aber er nahm an, die seltenen Gase seien bei Meteoriten »so gut wie gar nicht vorhanden«. In den letzten Jahren sind Neon und Argon wiederholt auf Meteoriten festgestellt worden (H. Stauffer 1961) [24] , wie es in Welten im Zusammenstoß (Seite 322 f.) vorausgesagt ist.
Was den Mond angeht, so habe ich gesagt, in historischer Zeit hätten Spannung und Erhitzung (Verflüssigung) auf ihn eingewirkt, und es sei zu Blasenbildungen gekommen. Während dieser Katastrophen floß die Mondoberfläche mit Lava und warf große runde Blasen, die sich . . . schnell abkühlten. Bei diesen kosmischen Begegnungen wurde die Mondoberfläche auch von Rissen und Sprüngen durchzogen (Welten im Zusammenstoß, »Der Mond und seine Krater«). H. Percy Wilkins beschrieb 1955 zahlreiche kuppelartige Gebilde auf dem Mond: »Die zahlreichen Kuppeln können Blasen sein, die nicht aufgeplatzt sind.« [25]
Man hat Anzeichen von Spannungsbelastung auf dem Mond entdeckt (Warren und Fielder 1962) [26] ; Kozyrev hat 1958 unerwartete vulkanische Tätigkeit festgestellte [27]. Die scharfen Umrisse der Mondformationen könnten nicht Jahrmillionen überdauert haben angesichts der thermischen Absprengungen durch Temperaturunterschiede von mehr als 3oo Grad zwischen Tag und Nacht und während der Finsternisse. H. Jeffreys [28] wies 1959 auf diesen Beweis für das geringe Alter der Oberflächenstruktur hin, aber er machte es abhängig vom Vorhandensein von Wasser im Gestein. Da es anscheinend auf dem Mond Vulkane gibt, ist Wasser im Gestein sehr wahrscheinlich.
Behauptungen, die Erdachse habe ihre geographische und astronomische Lage nicht verändern können, waren eines der Hauptargumente gegen Welten im Zusammenstoß [29] Sie haben der Theorie von den wandernden Polen Platz gemacht. Th. Gold (1955 ff.) [30] weist nach, daß G. Darwin und Lord Kelvin mit ihren Ansichten unrecht hatten, und er betont, wie verhältnismäßig leicht die Erde ihre Achse verändern könne und es auch tut -, selbst wenn keine Kräfte von außen einwirken.
Ebenso hat sich die Schlußfolgerung bestätigt, daß Spuren einer fortgeschrittenen Kultur in dem heute unbewohnten Gebiet in Nordostsibirien, wo es Mammutherden gab, »an den Flüssen Kolyma oder Lena«, die ins Nördliche Eismeer münden, gefunden würden (Welten im Zusammenstoß, Seite 293). Schon 1951 gab A. P. Okladnikov [31] die Ergebnisse seiner Forschungen in Nordsibirien bekannt. Er schrieb: »Ungefähr zwei oder drei Jahrtausende vor unserer Zeit verbreiteten sich neolithische Rassen ... bis ganz zur Küste des Nördlichen Eismeers im Norden und dem Kolyma im Osten.« Vor 2500 Jahren wurde in der Taiga von Jakutsk Kupfer verarbeitet.
Im Abschnitt »Die Vertauschung der Magnetpole« (Welten im Zusammenstoß, S. 112 ff.) steht, »daß die Magnetpole erst in geologisch jüngerer Zeit vertauscht wurden«. Das Phänomen, das dazu geführt haben könnte, wird beschrieben und die Frage gestellt, »ob die Lage der Magnetpole etwas mit der Rotationsrichtung der Erdkugel zu tun hat«. S. K. Runcorn (1955) [32] und P. M. Blackett (1956) [33] haben behauptet, es habe plötzliche vollständige Umkehrungen der magnetischen Pole gegeben. Runcorn schrieb: »Es scheint absolut sicher, daß das Magnetfeld der Erde in irgendeinem Zusammenhang mit der Rotation des Planeten steht. Und das führt zu einer bemerkenswerten Erkenntnis über die Erdrotation selbst . . . Der Planet hat sich umgedreht und dabei die Lage seiner geographischen Pole verändert.« Völlige Umkehrungen würden den Aufgang und Untergang der Sonne verschieben, West würde Ost, wie aus den vielen Quellen hervorgeht, die in Welten im Zusammenstoß eingeflossen sind. G. Folgheraiter und P. L. Mercanton [34], die Pioniere auf dem Gebiet des Paläomagnetismus, fanden, daß sich das Magnetfeld im Mittelmeerraum im 8. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung umgekehrt hat. Ein sichtbarer Beweis waren für sie etruskische Vasen, deren Lage im Brennofen sich aus der Fließrichtung der Glasurmasse ablesen läßt. Diese Erkenntnis stimmt mit den auf den Seiten 189 - 316 von Welten im Zusammenstoß beschriebenen Ereignissen zusammen.
C14-Untersuchungen erbrachten neben der Bestätigung, daß ein Teil des Petroleums jüngeren Ursprungs ist, auch den Beweis dafür (Welten im Zusammenstoß, »Die Eiszeit und die Urgeschichte des Menschen«), daß die letzte Eiszeit vor weniger als 10 000 Jahren zu Ende ging. Eines der ersten und wichtigsten Ergebnisse der neuen Methode war, daß für die letzte Vergletscherung ein kürzerer Zeitraum angenommen werden muß. »Das Vordringen des Eises geschah vor etwa 11 000 Jahren . . . Früher war man etwa von 25 000 Jahren ausgegangen«, berichteten W. F. Libby und Frederick Johnson 1952 [35]. Später setzte man diese Zahl noch niedriger an; Überdies bezieht sie sich auf das Vordringen, nicht auf den Rückzug der Eisdecke.
Vielleicht der eklatanteste Fall dafür, wie recht ich hatte, betraf meine Altersbestimmung der mittelamerikanischen Kulturen (Majas, Tolteken, Olmeken). G. Kubler von der Yale University schrieb 1950 [36]; »Die mittelamerikanische Kosmologie, die Velikovsky verschiedentlich zum Beweis heranzieht, entstand erst um die Zeitenwende. Anders wäre es auch nicht möglich gewesen.«
Kubler wies auf einen Unterschied von über einem Jahrtausend hin und behauptete, Ereignisse, die ich in die Zeit zwischen dem 8. und 4. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung verlegt habe, könnten sich erst recht spät in christlicher Zeit zugetragen haben. Aber am 30. Dezember 1956 gab die National Geographical Society in ihrem eigenen und zugleich - im Namen der Smithsonian Institution bekannt:
Die Atomwissenschaft hat nachgewiesen, daß die alten Kulturen Mexikos circa 1000 Jahre älter sind, als man angenommen hat. Die für die mittelamerikanische Archäologie maßgeblichen Funde, Geräte aus Ausgrabungen in La Venta in Mexiko, stammen nachweislich aus der Zeit zwischen 800 und 400 vor der christlichen Zeitrechnung. Bisher hatte man sie auf 400 bis 500 n. Chr. datiert, also mehr als 1000 Jahre später. Kulturelle Parallelen zwischen La Venta und anderen Ausgrabungsstätten machen es den Wissenschaftlern möglich, aus einem Vergleich der Funde auf ihre Datierung zu schließen. So wirken sich die neuen Erkenntnisse auf die Datierung vieler Funde aus. Dr. Matthew W. Sterling, der Leiter des Bureau of American Ethnology der Smithsonian Institution, erklärte die neue Datierung zur wesentlichsten archäologischen Errungenschaft in letzter Zeit.
P. Drucker und seine Mitarbeiter haben 1957 dieses Thema in Science ausführlich behandelt, ebenso 1959 in ihrem Ausgrabungsbericht [37].
H. E. Suess nimmt aufgrund von Diskrepanzen in C14-Datierungen an, Naturereignisse hätten irgendwann im 2. Jahrtausend vor der neuen Zeitrechnung eine radikale Veränderung in der Intensität der Magnetosphäre und in den Einstrahlungen aus dem Weltraum herbeigeführt [38] . Das stimmt auch mit dem überein, was ich in meinem Buch geschrieben habe.
Ozeanographische Forschungen ergaben weitere Beweise. H. Pettersson von der Universität Göteborg fand so viel Nickel im Schlamm auf dem Meeresboden, daß er daraus schloß, irgendwann in früheren Zeiten habe es einen Meteoritenregen erheblichen Umfangs gegeben [39] . In Welten im Zusammenstoß wird (S. 60 ff.) unter Bezugnahme auf antike Quellen berichtet, enorme Mengen von Meteoriten, meteorischer Asche und meteorischem Staub seien auf Land und Meer herabgeregnet. 1958 fand J. L. Worzel eine 5-30 cm dicke Schicht weißer Asche sehr nahe der Oberfläche des Meeresbodens auf eine riesige Fläche des Pazifischen Ozeans gleichmäßig verteilt, und er dachte an »Körper aus dem Weltraum, die hier ihr Ende in Flammen fanden [40] «. M. Ewing erbringt Beweise dafür, daß dieselbe Aschenschicht »von bemerkenswert konstanter Dicke«, wie Worzel sie im Pazifik gefunden hat, in allen Meeren vorhanden ist. Er führt sie auf »einen Zusammenstoß mit einem Kometen« zurück [41]. »Es ist beinahe ausgeschlossen, daß nicht irgendwo über die Auswirkungen dieses Ereignisses Berichte erhalten sind«, schloß Ewing. Dazu können ein paar Zeilen aus Welten im Zusammenstoß (»Die Finsternis«) zitiert werden: »Die Erde drang tiefer in den Schweif des anstürmenden Kometen ein« mit seinen »einherbrausenden Gas-, Staub- und Aschemassen«, »verstärkt durch den aus interstellaren Räumen hereinbrechenden Staubwirbel«.
1950 schloß man die Möglichkeit aus, es habe irgendwann einmal einen Zusammenstoß zwischen der Erde und einem Kometen gegeben, und man hielt auch die Masse der Kometen für zu wenig kompakt und zu leicht, als daß sie viel Schaden anrichten könnten. R. Wildt war der Meinung, daß der größte Komet nicht mehr als den millionsten Teil der Masse der Venus besitzen könne° [42]. Aber Bobrovnikoff [43], der Direktor des Perkins-Observatoriums, sah 1951 die Sache anders. Mehrere Kometen, die im 19. Jahrhundert aufgetaucht sind, bewegten sich auf ähnlichen Bahnen und seien »aller Wahrscheinlichkeit nach durch den Zerfall eines einzigen Himmelskörpers entstanden«. Er schätzte, zusammen würden diese Kometen etwa die Masse des Mondes ergeben. Schon vor Ewing nahm H. Urey 1957 den Zusammenstoß mit Kometen als Erklärung für Tektiten und ihre Verteilung an [44]. G. Baker behauptet, die australischen Tektiten (Australiten) hätten nicht länger als 5000 Jahre an ihrem Platz gelegen [45].
Vor 3 500 Jahren verdampften die Ozeane plötzlich, und der Meeresspiegel sank um gut 6 Meter. R. Daly hat als erster diese Tatsache festgestellt, Kuenen hat sie später bestätigt [46]. Rubin und Suess fanden heraus, daß die Gletscher in den Rocky Mountains sich vor 3000 Jahren plötzlich ausgedehnt haben [47]. Skandinavische und deutsche Autoren datieren Klimastürze auf 1500 und 700 v. Chr. - also auf die Zeiten großer Umbrüche, wie sie in Welten im Zusammenstoß beschrieben sind [48]. B. Heezen entdeckte 1960 [49] auf dem Meeresboden eine Bergkette, die von einem tief eingeschnittenen Graben oder »einem Riß in der Erdkruste, der fast zweimal um die Erde läuft«, gespalten ist. Er schrieb darüber: »Die Entdeckung der Bergkette und des Grabens mitten im Ozean zu dieser späten Zeit hat grundsätzliche Fragen nach den ursächlichen geologischen Prozessen und nach der Erdgeschichte aufgeworfen und hat sogar in der Kosmologie einen Widerhall gefunden.«
Professor Ma aus Formosa behauptet, erst vor 2600 und 3200 Jahren habe es plötzlich eine gesamte Verschiebung der Erdkruste gegeben; als Beweis dafür sei die Verschiebung der Meeressedimente anzusehen (1955) [50] . Man führte ins Feld, bei weltweiten Katastrophen solchen Ausmaßes wären alle Stalaktiten abgebrochen; aber schon innerhalb eines Jahres nach der Atomexplosion wuchsen Stalaktiten in den Gnomehöhlen in New Mexico: »Alle Naturvorgänge sind milliardenfach beschleunigt worden.« [51]
Claude F. A. Schaeffer vom College de France kam in seiner Stratigraphie comparee , [52] an der er unabhängig von meinen Bemühungen gleichzeitig arbeitete, zu dem Schluß, der Alte Orient habe - und das bewiesen alle Ausgrabungen von Troja bis zum Kaukasus, Persien und Palästina - Syrien - ungeheure Naturkatastrophen durchgemacht, wie man sie in den Annalen der modernen Seismologie überhaupt nicht kenne: Kulturen erloschen, Reiche stürzten, der Handel hörte auf, Bevölkerungen wurden dezimiert, die Erde brach auf, das Meer trat über seine Ufer, Asche begrub ganze Städte unter sich, das Klima veränderte sich. Fünf mal zwischen dem 3 . und 1. Jahrtausend vor der Zeitenwende wiederholten sich die Katastrophen, und sie waren das Ende der Frühen und Mittleren Bronzezeit. Die Zahl der Katastrophen und ihre Datierung im Verhältnis zu den historischen Perioden stimmen bei Schaeffer und bei mir überein. Aus anderem Quellenmaterial als ich - archäologischem fand er heraus, daß das Mittlere Reich in Ägypten (Mittlere Bronzezeit) in der größten der Katastrophen unterging. Damit sind wir genau derselben Meinung. Mit der Katastrophe, die das Ende des Mittleren Reichs bedeutete, setzt Welten im Zusammenstoß ein (und Zeitalter im Chaos, meine Rekonstruktion der antiken Chronologie).
Die jüngsten Entdeckungen auf astronomischem Gebiet, vor allem auf dem der Radioastronomie (Sonne, Venus, Jupiter), haben mich von oben her bestätigt; Ozeanographie, C14, Paläomagnetismus und Archäologie haben von unten das ihre getan.