Was Cecilia Payne-Gaposchkin im Reporter vom 14. März 1950, im Juniheft 1950 von Popular Astronomy, in den Proceedings of the American Philosophical Society, Bd. 96, Oktober 1952, an negativer Kritik über Welten im Zusammenstoß bot, war eine Quelle, aus der ihre Kollegen und auch Kritiker kleineren Formats bei der Formulierung ihrer eigenen Meinungen und Kommentare gerne schöpften.
Im folgenden werden Ausschnitte des Beitrages von Frau Gaposchkin zu den Proceedings of the American Philosophical Society neben Originalausschnitte aus Velikovskys Buch gestellt. Der Leser kann sich selbst ein Urteil bilden, wer wissenschaftlich unseriös vorgegangen ist und Zitate absichtlich verdreht hat.
Die These das Buchs ist wissenschaftlich, aber das Beweismaterial entstammt einer ungeheuer grollen Ansammlung von Material aus Bibel und jüdischer Tradition, Mythologie und Folklore, klassischer Literatur und den Werken der Kirchenväter. Ein Kritiker sieht sich ... vor die herkulische Aufgabe gestellt, den Finger auf die schwachen Punkte einer Beweisführung zu legen, die sich durch den grössten Teil der antiken Literatur zieht. [Aber] wenn man [Velikovskys] Quellen untersucht, dann bricht seine Argumentation zusammen ... Er hat nicht nur seine Quellen ausgesucht, er hat sogar bestimmt, was sie aussagen sollen.
Nur ein einziges Beispiel [Gaposchkin zitiert aus Weiten im Zusammenstoß]: »Einer der Schauplätze des himmlischen Ringens ... ist ... auf dem Wege, von Ägypten nach Syrien gewesen. Nach Herodot spielte sich der letzte Akt des Zweikampfes zwischen Zeus und Typhon am See Serbon an der Küstenstraße von Ägypten nach Palästina ab.« Aber an der zitierten Stelle steht bei Herodot kein Wort von der Schlacht, auch nicht von Zeus. [Die Auslassungen und die Hervorhebung durch Kursivdruck stammen von Frau Gaposchkin. Dann zitiert sie Herodot im griechischen Original und übersetzt:] »Beim Serbonissee, in dem der Sage nach Typhon begraben liegt, beginnt Ägypten.« [Gaposchkin erweckt den Eindruck, Velikovsky habe Kampf und Kämpfer erfunden, weil Herodot nur von dem Ort spricht, wo Typhon begraben ist, nicht von einer Schlacht.]
[Der von Gaposchkin zitierte Satz aus Welten im Zusammenstoß steht am Ende einer vier Seiten langen Beschreibung des Kampfs zwischen Zeus und Typhon, der Apollodor entnommen ist: >Zeus beschoss Typhon von ferne mit Blitzesstrahlen . . . «] Die ägyptische Küste des Roten Meeres hieß Typhonia (Fußnote: Strabo, Erdbeschreibung XVII, 1 , 44). Strabo erzählt, daß die Arimin (Aramäer oder Syrer), von Entsetzen gepackt, Zeugen dieses Kampfes waren. Und Typhon, »der, wie sie hinzufügen, ein Drache war, suchte fliehend in die Erde zu entschlüpfen, als er von den Blitzstrahlen getroffen wurde«.
[In seiner vollen Länge lautet der von Gaposchkin zitierte Absatz so:] Einer der Schauplätze des himmlischen Ringens elementarer Naturkräfte ist nach den Schilderungen Apollodors und Strabos auf dem Wege von Ägypten nach Syrien gewesen. (Fußnote: Der von Apollodor erwähnte Berg Casius ist sowohl der Name für den Libanon wie auch für den Berg Sinai. Vgl. Pomponius Melo, De situ orbis.) Nach Herodot spielte sich der letzte Akt des Zweikamp= fes zwischen Zeus und Typhon am See Serbon an der Küstenstraße von Ägypten nach Palästina ab. (Fußnote: Herodot III, S. 5. Auch Apollonius Rhodius sagt in der Argonautica, Buch II, daß Typhon »vom Strahle des Zeus getroffen, ... hingestreckt liegt unter den Wassern des Serbonischen Sees«.) [Tatsächlich verbindet die Herodot-Ausgabe der Harvard University in ihrer Reihe Loeb Classical Library den zitierten Satz über die Begräbnisstätte Typhons mit seiner Niederlage im Kampf mit Zeus.]
Ein Zusammenstoß zweier Himmelskörper, so lesen wir, ein »Feuerstrahl« sei an der Vernichtung des Heeres Sanheribs schuld gewesen. Aber in keinem der drei biblischen Berichte kommt das Wort »Strahl« vor: Jeder schreibt die Vernichtung des Feindes einem Engel zu (Fußnote: 2. Könige 19, 35; 2. Chronik 32, 21; Jesaja 37, 36). Wir finden das Wort »Strahl« in der Authorized Version der englischen Bibel in der Prophezeiung Jesajas vor dem Ereignis: »Siehe, ich will einen >Strahl< senden, und er soll ein Gerücht hören und soll in sein eigenes Land zurückkehren« (Fußnote: 2. Könige 19,7). Aber das hier verwendete hebräische Wort bedeutet nicht »Feuer«, sondern »Wind« oder »Geist«. [Velikovsky wird bezichtigt, den »Engel« als das Instrument der Vernichtung unterschlagen zu haben im Bericht über Sanheribs Scheitern, das Wort »Strahl« in Jesaja 37,7 falsch interpretiert zu haben, und den »Feuerstrahl«, der im Bibeltext nicht erscheint, erfunden zu haben.]
[Dann unterschiebt Gaposchkin, Velikovsky habe Herodots Version von Sanheribs Niederlage unterschlagen:] Herodot schildert die Niederlage von Sanheribs Heer ganz anders, und aus diesem Bericht geht nichts über eine kosmische Katastrophe hervor. [Es folgt die Passage aus Herodot im griechischen Original mit anschließender Übersetzung (Kennzeichnung der Auslassung von Gaposchkin):] Hierauf ... rückte Sanacharibos, der König von Arabien und Assyrien, mit einem großen Heere gegen Ägypten . .. Als sie dort angekommen waren, überfielen Feldmäuse nachts das Lager der Gegner und zerstörten ihre Köcher und Bogen, auch die Griffe ihrer Schilde, so daß sie am nächsten Morgen ohne Schilde die Flucht ergreifen mußten und viele von ihnen fielen. (Fußnote: Historien II, 141. Übersetzung von A. Horneffer.)
[Gaposchkin schloß:] Wenn alle Leser sämtliche antiken Klassiker in ihrer Bibliothek stehen hätten und sie lesen könnten; wenn jeder sein eigener Assyriologe wäre und die Bibel im hebräischen Original und der Septuaginta läse, dann hätte man mit Dr. Velikovsky nicht viel Federlesens gemacht.
[Als Velikovsky dem Herausgeber der Proceedings of the American Philosophical Society anbot, den Beweis dafür anzutreten, daß er die Bibel nicht falsch zitiert habe, daß er nicht einen» Feuerstrahl« einem Bibeltext unterschoben habe, und die Herodotsche Version nicht unterschlagen habe, erhielt er keine Gelegenheit zu einer Gegendarstellung. Deshalb betete mehr als ein verantwortungsloser Rezensent Gaposchkin nach: »Darum, wenn Velikovsky Herodot zitiert über einen Kampf zwischen Zeus und Typhon und Jesaja über die Vernichtung von Sanheribs Heer durch Feuer, so muß man nur in die zitierten Bücher hineinschauen, um festzustellen, daß Herodot . .. und Jesaja nichts dergleichen gesagt haben« - so steht in einem Artikel von L. Sprague de Camp, »Orthodoxie in der Wissenschaft« in Astounding Science Fiction, Mai 1954.]
[Bis zum Herbst 1962 verschickte der Leserdienst der Encyclopaedia Britannica auf Anfragen nach dem Wert und der Richtigkeit von Velikovskys Theorien eine fünf Seiten lange Zusammenstellung von Auszügen aus Kritiken zu Welten im Zusammenstoß. Davon allein drei Seiten mit Stellen aus Gaposchkin, und alle im selben Stil wie die hier zum Vergleich mit Velikovskys Text angeführten, die selbstverständlich auch dazu gehörten.]
Die Vernichtung von Sanheribs Heer wird im Buch der Könige sehr lakonisch geschildert: »Und es geschah in der Nacht, daß der Engel des Herrn auszog und erschlug im Lager der Assyrer hundertfünfundachtzigtausend; und als sie sich des Morgens früh aufmachten, siehe, da lag alles voll toter Leichname. Also brach Sanherib, der König von Assyrien, auf und zog weg und kehrte um und blieb zu Ninive. « Ähnlich wird dies im Buch der Chronik geschildert: »Und der Herr sandte einen Engel, der alle die mächtigen Großen fällte und die Führer und Hauptleute im Lager des Königs von Assyrien. «
Welcher Art war dieser Vernichtungsschlag? . . . Im Buch der Könige und Jesajas wird erklärt, daß es ein »Strahl« war, der auf Sanheribs Heer herabgesandt wurde. (Fußnote: II. Könige 19,7; Jesaja 37,7. Das hebräische ruach, das Luther mit »Strahl« übersetzt, heißt eigentlich »Windstoß«.) »Ich will einen Strahl über ihn senden ... und (er) wird in sein eigenes Land zurückkehren«, so lautete die Prophezeiung unmittelbar vor der Katastrophe . . . Die zahlreichen Quellen im Talmud und in den Midraschim stimmen alle hinsichtlich der Art und Weise überein, wie das assyrische Heer vernichtet wurde: Ein Strahl fiel vom Himmel auf das Lager Sanheribs herab. Es war keine Flamme, sondern ein verzehrender Strahl: »Ihre Seelen wurden verbrannt, obwohl ihre Kleider unversehrt blieben.« Die Erscheinung war von einem ungeheuren Getöse begleitet. (Fußnote: Tractat Schabbat 113 b; Sanhedrin 94 a; L. Ginzbert, Legends of the Jews VI, 363.)
Eine andere Darstellung der Vernichtung von Sanheribs Heer findet sich bei Herodot. Während seines Aufenthalts in Ägypten hörte er von Priestern oder von Führern zu den Altertümern, daß das Heer Sanheribs die Grenze Ägyptens bedrohte, aber in einer einzigen Nacht vernichtet wurde. Dieser Erzählung zufolge soll zur Erinnerung an dieses wunderbare Geschehnis in einem ägyptischen Tempel das Bild einer Gottheit errichtet worden sein, die in ihrer Handfläche eine Maus trug. Als Erklärung dieser Darstellung erfuhr Herodot, daß Tausende von Mäusen über die Assyrer herfielen und ihre Bogen und sonstigen Waffen zernagten; die so beraubten Truppen entflohen in panischem Schrecken.
[Velikovsky machte darauf aufmerksam, daß in beiden Versionen der Bibel und von einer Störung (Umkehrung) der Bewegung der Sonne unmittelbar nach diesem Ereignis die Rede ist.]
[In einem Kapitel über die Folklore der amerikanischen Indianer erzählt Velikovsky eine Geschichte, die beim Menomini-Stamm der Algongkin noch heute lebendig ist (S. 275 f.). Die Sonne war in eine Schlinge geraten und konnte ihren Weg nicht mehr weitergehen:] » . . . Die Maus kam herbei und begann an dem Strick zu nagen ... Die Sonne schöpfte wieder Atem, und die Finsternis verschwand. Wäre es der Maus nicht gelungen, so wäre die Sonne gestorben.« (S. Thompson, Tales of the North American Indians, 1929) . . . Das Bild der Maus muß in irgendeinem Zusammenhang mit den kosmischen Ereignissen stehen ... offenbar nahm die Gasatmosphäre des Himmelskörpers, der in der Dunkelheit leuchtend auftauchte, die längliche Form einer Maus an . . . So erklärt sich, warum die Erinnerung an den Strahl, der Sanheribs Heer traf, im Bild einer Maus festgehalten wurde . . . . So sehen wir, wie ein Volksmärchen der Primitiven eine unentschiedene Frage zwischen Jesaja und Herodot löst.