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Alfred de Grazia:
(Herausgeber)


Die Velikovsky Affäre


Ralph E. Juergens

Meinungen im Chaos

Als 1950 Immanuel Velikovskys Welten im Zusammenstoß erschien, löste es in Fachkreisen eine stürmische Diskussion aus. Bedeutende amerikanische Wissenschaftler, deren Groll schon vor Erscheinen des Buchs erregt war, begrüßten es mit beachtlicher Feindseligkeit und versuchten sogar - zum Teil mit Erfolg -, das Werk dadurch zu unterdrücken, daß sie die Lehrbücher des Originalverlegers boykottierten. Das Leserpublikum wurde Zeuge des einmaligen Spektakels einer wissenschaftlichen Debatte, die nicht in der halbprivaten Atmosphäre von Kongressen oder in Fachzeitschriften ausgetragen wurde, vielmehr in der Tagespresse. Auf der einen Seite standen - in seltener Einigkeit - die Wissenschaftler, auf der anderen Laien, die sich für die freie Meinungsäußerung einsetzten. Da die geballte Autorität ganz die eine Seite vertrat, war der Ausgang der Debatte vorauszusehen: Velikovsky und sein Buch wurden in den Augen des Publikums herabgesetzt.

Von Anfang an ging es bei dieser Kontroverse um mehr als nur um die Frage, ob ein Gelehrter das Recht habe, abweichende Meinungen der öffentlichkeit zu unterbreiten. Die bestürzte Wissenschaft reagierte derart emotional, daß Newsweek von »höchst unakademischer Wut« sprach. Selbst wenn, wie ein Astronom es formulierte, Velikovskys Buch »das erstaunlichste Beispiel dafür wäre, wie anerkannte Vorstellungen umgestoßen werden«, so schien doch die Heftigkeit der Reaktion in keinem vernünftigen Verhältnis zur Wichtigkeit des Buchs zu stehen, wenn, wie die meisten Kritiker behaupten, das Werk doch gar so unwissenschaftlich und völlig wertlos ist. Viele Beobachter, die nicht selbst Naturwissenschaftler sind, schlossen daraus, daß Velikovskys Buch nicht eine landläufige Häresie ist, sondern eine These, die für das Selbstverständnis der Naturwissenschaft eine echte Bedrohung darstelle. Offensichtlich wurde Welten im Zusammenstoß mit einer Heftigkeit angegriffen, »wie sie sonst nur Büchern vorbehalten bleibt, die grundlegend neue Tatsachen bringen«. Mehr als ein Naturwissenschaftler, der Velikovskys Buch besprach, ließ sich von dieser Heftigkeit anstecken und wandte dabei Taktiken an, die noch mehr überraschten als die offenen und geheimen Schachzüge derer, die das Werk unterdrückt sehen wollten.

Bevor wir versuchen, den Ablauf der Velikovsky-Affäre nachzuzeichnen, sollten wir uns zunächst die beunruhigende Aussage des Buchs vergegenwärtigen, die diese seltsame Kettenreaktion auslöste. Auch in Großbritannien lehnten fast alle Naturwissenschaftler Welten im Zusammenstoß ab, aber sie blieben dabei sachlicher. Sir Harold Spencer Jones, später Mitglied der Royal Society for Astronomy, faßte die These des Buchs so zusammen:

Das Zentralthema von Welten im Zusammenstoß ist, daß nach Dr. Velikovsky zwischen dem 15. und 8. Jahrhundert v. Chr. die Erde eine Reihe von fürchterlichen Katastrophen globalen Ausmaßes erlebte. Teile der Erdoberfläche wurden so sehr erhitzt, daß sie sich verflüssigten und daß sich große Lavaströme ergossen; das Meer kochte und verdunstete; ... Gebirge stürzten zusammen, andere wurden aufgetürmt; Kontinente stiegen höher und verursachten große Überschwemmungen; es regnete heiße Steine; schwere Störungen des elektrischen Feldes in der Atmosphäre verursachten ein Chaos; Wirbelwinde fegten über die Erde hin; Finsternis umhüllte die Erde, dann fiel Feuer vom Himmel. Dieses Bild einer Periode wüster Unordnung in geschichtlicher Zeit wird erhärtet durch eine Fülle von Zitaten aus dem Alten Testament, dem Veda, griechischer und römischer Mythologie und aus den Sagen, Überlieferungen und der Folklore vieler Rassen und Völker . . .

Dr. Velikovsky führt diese schrecklichen Ereignisse in der Erdgeschichte auf eine Reihe furchtbarer kosmischer Katastrophen zurück. Im Sonnensystem sehen wir, daß sich die verschiedenen Planeten alle um die Sonne bewegen, und zwar alle in der gleichen Richtung und auf Bahnen, die annähernd kreisförmig sind und die nahezu in einer Ebene liegen. Dr. Velikovsky behauptet, dies sei nicht immer so gewesen; in früheren Zeiten hätten sich ihre Umlaufbahnen geschnitten; große Planeten seien zusammengestoßen, und das habe zur Entstehung von Kometen geführt. Er erklärt weiter, zu Moses' Zeit, etwa im 15. Jahrhundert v. Chr., sei es zu einem Beinahezusammenstoß zwischen der Erde und einem dieser Kometen gekommen, dabei sei die Erde zweimal durch den Kometenschweif hindurchgeflogen. (Die Erde erlitt) die störende Wirkung der Anziehungskraft des Kometen, . . . starke Hitze und enorme Flutwellen ... ständige elektrische Entladungen ... und die Verseuchung der Atmosphäre durch die Gase im Kometenschweif. Dr. Velikovsky führt . . . die ölvorkommen auf der Erde auf die Niederschläge in Form einer klebrigen Flüssigkeit (Naphtha) aus einigen der Kohlenstoff- und Wasserstoffgase im Kometenschweif zurück. Das Manna, von dem sich die Israeliten ernährten, erklärt er auf ähnliche Weise als Kohlehydrate desselben Ursprungs.

Dieser Komet soll mit dem Mars zusammengestoßen sein, . . . und er soll durch den Zusammenprall seinen Schweif verloren und zum Planeten Venus geworden sein . . .

Weitere Katastrophen ... ... folgten ... Der Mars rückte näher an die Erde heran, so daß er im Jahre 687 v. Chr. ... beinahe mit der Erde zusammenstieß.

Diese diversen Begegnungen sollen die Ursache für wiederholte Änderungen der Umlaufbahn der Erde, der Veränderung der Achsneigung, der Länge des Tages, der Jahreszeiten und des Jahres sein. Einmal gar soll die Erde ihre Richtung gänzlich umgekehrt haben, so daß die Sonne im Westen auf- und im Osten unterging. Dr. Velikovsky behauptet, zwischen dem 15.und 8. Jahrhundert v. Chr. habe das Jahr 360 Tage gehabt, und 687 v. Chr. habe sich schlagartig diese Zahl auf 365 1/4 erhöht. Die Umlaufbahn des Mondes und die Länge des Monats hätten sich ebenfalls geändert . . . [1]


Kurzum: Velikovskys Erforschungen der frühen Zeugnisse der Menschheitsgeschichte - sie reichen von eindeutigen Aussagen in schriftlicher Form über Erinnerungen in Sage und Legende bis hin zu stummen archäologischen Zeugen in Form von einstmals verwendeten Kalendern und Sonnenuhren - und seine Prüfung geologischer und paläontologischer Berichte aus allen Teilen der Welt brachten ihn zu der Erkenntnis, die behagliche kleine Welt des modernen Menschen, eingebettet in himmlische Harmonie und unmerkliche Evolution, sei nur Illusion. Velikovskys Neubewertung der Weltgeschichte stößt etablierte Lehrmeinungen in vielen Fachrichtungen, von Astronomie bis Psychologie, um: Allgemeine Gravitation der Massen ist nicht die einzige Kraft, die Himmelskörper bewegt - elektromagnetische Kräfte müssen auch eine wichtige Rolle spielen. Rätselhafte Unterbrechungen im Ablauf geologischer Prozesse deuten nicht auf Erosionen und Ablagerungen hin, die sich über unendliche Zeiträume erstrecken, und die allmählich ihr Ende im zyklischen Absinken und Auftauchen von Landmassen finden, sondern auf plötzliche heftige Veränderungen der Erdoberfläche. Die bemerkenswert rasche Ausrottung ganzer Tierarten und -gattungen und die nicht minder bemerkenswerte fast gleichzeitige Ausbreitung anderer Gattungen zeugen von unvorstellbaren Katastrophen und von Massenmutationen unter den Überlebenden. Der Evolutionsmechanismus ist nicht die Konkurrenz zwischen arttypischen und zufälligen Mutanten gemeinsamer Eltern, sondern die auseinanderlaufende Mutation ganzer Gruppen von Lebewesen, die gleichzeitig ungewohnter Strahlung, chemischer Vergiftung der Atmosphäre und globalen elektromagnetischen Störungen ausgesetzt waren. Alte Städte und Festungen wurden nicht eine nach der andern durch Krieg und Erdbeben zerstört, sondern alle gleichzeitig und wiederholt in weltweiten Katastrophen. Katastrophen, die klar und deutlich in den überlieferten Zeugnissen der Vergangenheit beschrieben sind - Zeugnisse, die fast ausschließlich von spätantiken wie von modernen Wissenschaftlern allegorisch gedeutet werden - , waren gemeinsame traumatische Erfahrungen für alle Rassen der Menschheit, und als solche sind sie aus der bewußten Erinnerung verdrängt worden.

Der Begründer dieser neuartigen Betrachtungsweise der Universalgeschichte wurde 1895 in Witebsk in Rußland geboren. Er besuchte das Medvednikov-Gymnasium in Moskau, wo er sein Abitur mit Auszeichnung bestand. Nach einer kurzen Zeit des Studiums in Montpellier in Frankreich und Reisen durch Palästina begann Velikovsky 1914 in Edinburgh naturwissenschaftliche Studien als Vorbereitung auf sein Medizinstudium. Der Ausbruch des I. Weltkriegs unterbrach seine Studien im Ausland, und er schrieb sich an der Freien Universität von Moskau ein, wo er ein paar Jahre lang Recht und Alte Geschichte studierte. 1915 nahm er sein Medizinstudium an der Universität Moskau wieder auf; 1921 erhielt er seine Approbation.

Die folgenden Jahre lebte Velikovsky in Berlin, wo er zusammen mit Professor Heinrich Loewe mit Mitteln, die ihm sein Vater zur Verfügung stellte, die Scripta Universitatis gründete und herausgab. In dieser Reihe, die als Grundstein für die spätere Universität von Jerusalem gedacht war, wurden Beiträge von namhaften jüdischen Gelehrten in ihrer Muttersprache und in hebräischer Übersetzung publiziert. Albert Einstein war der Herausgeber des mathematisch-physikalischen Bandes der Scripta.

In Berlin lernte Velikovsky die Geigerin Elisheva Kramer aus Hamburg kennen, und sie heirateten. Noch im gleichen Jahr zog das junge Paar nach Palästina, und der Arzt eröffnete eine Praxis. 15 Jahre lang nahm diese Praxis, die er zunächst als praktischer Arzt, später, nach einer psychiatrischen Ausbildung in Europa, als Psychoanalytiker in Haifa und Tel Aviv betrieb, den größten Teil von Velikovskys Zeit in Anspruch. Trotzdem veröffentlichte er eine Reihe von Artikeln über psychologische Probleme, einige davon in Freuds Imago. In einem Artikel, zu dem Professor Eugen Bleuler ein Vorwort schrieb [2], wies Velikovsky als erster darauf hin, daß pathologische Enzephalogramme für Epilepsie charakteristisch seien. Starke Veränderungen im hirnelektrischen Kurvenbild bei Epileptikern stellten sich später als wichtige Symptome für die klinische Diagnose heraus. Er plante eine Akademie der Wissenschaften in Jerusalem und begann mit der Herausgabe einer neuen Reihe, Scripta Academica. Professor Chajim Weizmann, der Präsident der Zionistischen Weltorganisation und ein bekannter Wissenschaftler, steuerte die erste Monographie über Biochemie bei. Die Reihe war dem Andenken von Velikovskys Vater gewidmet, der im Dezember 1937 in Palästina verstorben war.

Außerdem hatte Velikovsky die Idee zu einem Buch, und um die notwendigen Vorarbeiten durchzuführen, entschloß er sich, seine Praxis vorläufig aufzugeben und eine längere Reise nach Amerika zu machen. Im Sommer 1939 trafen die Velikovskys mit ihren zwei schulpflichtigen Töchtern in New York ein, und der Arzt stürzte sich auf seine Forschungen in den dortigen Bibliotheken. Das Buch, das er schreiben wollte, war gedacht als eine analytische Studie von Freuds Träumen, so wie sie in seinen Büchern beschrieben sind, und als eine vergleichende Studie über das Leben dreier Persönlichkeiten, die in Freuds Denken und Schriften einen hervorragenden Platz einnahmen: ödipus, Echnaton und Moses.

Im Frühjahr 194o hatte Velikovsky die Vorarbeiten fast abgeschlossen, und er bereitete sich auf die Heimreise vor. Im letzten Augenblick vor der endgültigen Abreise - sie war noch einmal verschoben worden - kam ihm die Idee, die seine ganzen Pläne umwerfen und ihn Jahrzehntelang in Amerika festhalten sollte.

Als Velikovsky sich über gewisse Ereignisse im Leben Moses Gedanken machte, geriet er ins Spekulieren: Gab es zur Zeit des Auszugs der Kinder Israels aus Ägypten eine Naturkatastrophe? Konnte es sein, daß die Ägyptischen Plagen, der Wirbelsturm, die Teilung der Wasser und der Rauch, das Feuer, das Donnergrollen am Sinai, wie die Bibel es beschreibt, wirkliche und aufeinanderfolgende Erscheinungsformen einer einzigen riesigen Naturkatastrophe waren? Fand der Auszug während oder wegen - einer Naturkatastrophe statt, so ist uns vielleicht unter den vielen Dokumenten des alten Ägypten ein Bericht darüber erhalten. Wenn ja, könnte ein solcher Bericht nicht der Schlüssel für eine richtige zeitliche Einordnung des Exodus in der ägyptischen Geschichte sein?

Es dauerte Wochen, bis Velikovsky das Gesuchte fand. Seit 1828 lag in der Universitätsbibliothek von Leiden ein Papyrus, auf dem die Klage eines gewissen Ipuwer aufgeschrieben war. Die Übersetzung des Dokuments durch A. H. Gardinier im Jahr 1909 hatte eine Schilderung von Plage und Zerstörung ans Licht gebracht, die genau dem biblischen Bericht entsprach. Ipuwer beklagte den Zusammenbruch des Staates und der sozialen Ordnung, der anscheinend während der Naturkatastrophe eingetreten war. Die Erwähnung asiatischer Eroberer (der Hyksos) deutete darauf hin, daß der weise Ipuwer Zeuge des Untergangs des Mittleren Reiches in Ägypten (Mittlere Bronzezeit) war.

Fast 2000 Jahre lang haben Gelehrte über die richtige zeitliche Einordnung des Exodus in der ägyptischen Geschichte gerätselt und diskutiert. Aber nie hat man dabei an das Ende des Mittleren Reichs gedacht, das man gewöhnlich ins 18. Jahrhundert v. Chr. verlegt. Nach hebräischer Chronologie schien dies viel zu früh. Man hat versucht, in der Geschichte des Neuen Reichs einen möglichen Zeitpunkt dafür zu finden. Velikovsky jedoch war überzeugt, daß seine Methode der Korrelation die richtige war; er entschloß sich, die Gleichgültigkeit des Exodus und der Hyksosinvasion zur Arbeitshypothese zu machen und seine Untersuchungen auf die folgenden Jahrhunderte auszudehnen. Er entdeckte so vieles, was seine neue zeitliche Anordnung erhärtete, daß er sich bald dem ihr innewohnenden Dilemma gegenübersah: Entweder ist - eine unannehmbare Prämisse - die hebräische Geschichte um mehr als 500 Jahre zu kurz - oder die ägyptische Chronologie, die das stolze Ergebnis der Zusammenarbeit von modernen Historikern, Archäologen und Astronomen ist, und die den Maßstab bildet, der jeder Geschichte des Mittleren Ostens zugrunde gelegt wird, ist um den gleichen Zeitraum zu lang. Diese Alternative erschien genauso unannehmbar. Man müßte herausfinden, welches die überzähligen Jahrhunderte sind, und sie aus der Zwischenperiode nach dem Mittleren Reich streichen. Diese Epoche der Geschichte Ägyptens gilt bei allen Gelehrten als endgültig rekonstruiert und zeitlich fixiert. Aber bald kam Velikovsky auf eine einleuchtende Erklärung für diese Diskrepanz: Manche ägyptischen Dynastien treten in der anerkannten Chronologie doppelt auf - zum einen erscheinen sie so, wie sie aufgrund von Monumenten und anderen Zeugnissen rekonstruiert wurden, zum andern erhalten dieselben Personen und Ereignisse anhand der aus griechischen Historikern zusammengetragenen Geschichte noch einmal einen eigenen Platz in der Zeittafel. »Viele Figuren ... sind >Geister< oder >Hälften< oder >Doubletten<. Ereignisse sind oft Duplikate; viele Schlachten sind nur Schatten; viele Reden sind nur Nachklänge; viele Verträge sind nur Kopien.«

Im Herbst 1940 fand Velikovsky in der Literatur des alten Mexiko Geschehnisse, die den in den fünf Büchern Mose und dem Buch Josua beschriebenen ähnelten. Das bestärkte ihn zunehmend in seinem Verdacht, daß die großen Naturkatastrophen, die den Nahen Osten heimsuchten, weltweit waren. Sogleich weitete er seine Forschungen aus, so daß sie die Aufzeichnungen aller Rassen einschlossen. Die folgenden fünf oder sechs Jahre verwandte er darauf, parallele Themen zu entwickeln - Rekonstruktionen der alten politischen und der neuen kosmischen Geschichte -, und im Verlauf von Monaten entstand Mosaikstein um Mosaikstein ein neues Weltbild. Zwei Manuskripte waren die Frucht dieser Arbeit: Zeitalter im Chaos zeichnet die Geschichte des Nahen Ostens von -1500 bis -3oo nach; Welten im Zusammenstoß hält Beweise und Abfolge von Katastrophen auf der Erde und im Sonnensystem fest. Der inzwischen verstorbene Robert H. Pfeiffer, zu jener Zeit Leiter des Instituts für Semitische Sprachen und Direktor des Semitischen Museums der Harvard University, las 1942 eine frühe Fassung von Zeitalter im Chaos. Er räumte ein, daß diese revolutionäre Version der Geschichte durchaus stimmen könnte. Nach seiner Auffassung sollte man das Buch nicht von vornherein verdammen, sondern es objektiv prüfen. Er las auch nachfolgende Manuskriptfassungen und war Velikovsky bei der Suche nach einem Verleger behilflich. Einem in Aussicht genommenen Verleger schrieb er: »Ich glaube, dieses Werk - so provokativ es auch wirkt - ist von grundlegender Bedeutung, gleichviel, ob seine Schlüsse von Leuten vom Fach gutgeheißen werden oder ob das Werk sie zu einer tiefgreifenden Umarbeitung und Neufassung der etablierten Chronologie zwingt.« Trotz der Unterstützung Pfeiffers schickten acht Verleger das Manuskript zurück.

Noch ehe Velikovsky sich nach einem Verleger für Welten im Zusammenstoß umsah, versuchte er, Wissenschaftler zur Unterstützung gewisser Experimente zu gewinnen, die über den Wert oder Unwert seiner These entscheiden sollten. Es ging im wesentlichen um dreierlei: (1) weltweite Katastrophen ereigneten sich in historischer Zeit, (2) diese Katastrophen hatten außerirdische Ursachen, (3) die Planeten Venus und Mars lassen sich als die Ursache der jüngsten der Katastrophen identifizieren. Venus spielte dabei die beherrschende Rolle. Alle drei Behauptungen würden im wesentlichen bewiesen, wenn man nachweisen könnte, daß, entgegen allen gängigen Erwartungen, die Venus (1) noch heiß ist - Beweis für ihre Entstehung in neuerer Zeit, (2) von Wolken aus Kohlenwasserstoff umhüllt ist - Reste des Kometenschweifs aus Kohlenwasserstoffen und (3) eine anomale Rotationsbewegung zeigt - Beweis dafür, daß sie vor dem Einschwenken in ihre Planetenbahn ungewöhnlichen Perturbationen (Störungen in den Bewegungen eines Himmelskörpers) ausgesetzt war. Die Punkte (1) und (2) sah Velikovsky 1946 als Probe aufs Exempel an.




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